In Kooperation mit dem Europa-Institut für Sozial- und Gesundheitsforschung Berlin und dem Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Madrid wird die Memoria Dieter Koniecki entwickelt. Dabei werden Zeitzeugen, Historiker, Journalisten, Politiker und Weggefährte interviewt. Dies Gespräche finden sich im YouTube Kanal des Europa-Instituts. Das Ziel ist es mit dem gesammelten Material eine professionelle Dokumentation vorzubereiten.
Bisher wurden mit folgenden Zeitzeugen und Wegbegleitern Gespräche geführt:
Dieter Koniecki, ein Kind der Kriegsgeneration, musste im Alter von 14 Jahren seine Heimatstadt Bunzlau in Schlesien verlassen. In einer Umgebung, die ihm fremd erschien, sah er in den zerstörten Gebäuden um ihn herum ein Symbol für den moralischen Verfall der deutschen Gesellschaft. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Generation wandte er sich nicht von der politischen Aktivität ab, sondern erkannte, dass eine radikal neue politische Vision notwendig war, um die Zukunft zu gestalten. Konieckis zweites großes Talent lag im Umgang mit Fremdsprachen, was ihn dazu brachte, Politik und internationale Beziehungen zu verbinden. Nach seinem Studium schrieb er eine Arbeit über internationale Kontakte von Studentenverbänden in West- und Osteuropa und sah darin ein Mittel, um die jungen Generationen über die Grenzen hinweg wieder enger zu verbinden und somit eine bessere Zukunft für Europa zu gestalten.
Konieckis Schicksal hielt jedoch eine weitere harte Prüfung für ihn bereit: 1961 wurde er in Ost-Berlin verhaftet, illegal auf die andere Seite der Grenze gebracht und in der Tschechoslowakei zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Die westdeutschen Behörden lehnten einen Austausch ab und Koniecki verbrachte mehrere Jahre unter harten Haftbedingungen, viele Jahre sogar in Isolationshaft. Nach seiner Freilassung engagierte er sich aktiv in der Sozialdemokratie, weil Willy Brandt sich besonders für die Lösung des "Koniecki-Falls" einsetzte und seine vorzeitige Freilassung erreichte. Koniecki kam schnell mit führenden Sozialdemokraten in Kontakt und erlebte eine Zeit des inneren und äußeren Wandels in Deutschland. Nach seiner Freilassung trat er mit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kontakt und erhielt eine Stipendium. Im Rahmen des Stipendienprogramms für Lateinamerika ging er 1967 nach Mexiko, um dort zu promovieren. Die Promotion blieb jedoch ein Projekt, da sein bescheidenes Studentenwohnzimmer schnell zu einem der aktivsten Büros der Stiftung wurde. Es begann eine Debatte über die Nord-Süd- und Süd-Süd-Zusammenarbeit. Koniecki pflegte eine enge Freundschaft mit Ivan Illich und dessen Institut in Cuernavaca. Heute kennt jeder Politiker oder Gewerkschaftler in Mexiko und darüber hinaus Dieter Koniecki als wichtige Verbindung zwischen Lateinamerika und Europa.
Dieter Koniecki erhielt die Aufgabe, eine Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Spanien zu eröffnen, nachdem sich die demokratischen Kräfte im Land nach dem Tod des spanischen Diktators Francisco Franco im November 1975 zu formieren begannen. Als Teil der langfristigen Strategie der Integration in den Westen setzten sich die deutschen Sozialdemokraten für eine Demokratisierung Spaniens ein. Dieter Koniecki, der seine Ideen in einem Bericht zur Situation der demokratischen Strukturen und der Rolle der PSOE und der Gewerkschaft UGT ausgearbeitet hatte, wurde aufgrund seiner herausragenden kommunikativen und diplomatischen Fähigkeiten sowie seiner Fähigkeit, seine Projekte umzusetzen, von Willy Brandt, Hans Matthöfer und Herbert Wehner unterstützt. Die Beziehungen von Dieter zu den Entscheidungsträgern der PSOE, insbesondere zu Felipe González, trugen ebenfalls zum Erfolg der FES in Spanien bei. Der Schwerpunkt der Arbeit der FES in Spanien lag auf der Gründung moderner demokratischer Institutionen im regionalen und lokalen politischen und gewerkschaftlichen Bereich sowie auf der Ausbildung von Politikern und der Vergabe von Stipendien. Der Erfolg dieser Arbeit wurde offensichtlich, als die PSOE bei den Wahlen von 1982 zur stärksten Partei gewählt wurde und Felipe González zum Präsidenten der Regierung ernannt wurde. Spanien wurde ab diesem Zeitpunkt zu einem zuverlässigen Partner der Europäischen Union.
Quelle: Luise Rürup (2022)
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